I. Roemercohorte Opladen e.V.

Steinmetzhandwerk

"Wie vieles hält man für unmöglich, bevor es ausgeführt ist!", bemerkte schon Plinius der Ältere und ganz sicher trifft dies auch auf einige Leistungen des Steinmetzhandwerks aus römischer Zeit zu. Nicht erst im römischen Reich, sondern seit Jahrtausenden hat der Mensch mit Stein zu tun. Erst bewegte er ihn nur, dann entwickelte er Werkzeuge zur Bearbeitung und formte ihn. Nach den Ägyptern entwickelten die Griechen die Kunst der Steinbearbeitung in ungekannter Perfektion. Die Römer übernahmen im Wesentlichen deren Technik und Werkzeuge, entwickelten sie jedoch weiter - beispielsweise durch die Erfindung von mit Wasserkraft betriebenen Steinsägen. Der größte bisher bekannte bearbeitete Steinblock der Antike fand sich im Steinbruch von Baalbek im Libanon. Seine Maße betragen 19,60 Meter x 6,00 Meter x 5,50 Meter!

Die Steinbearbeitung sieht einfach aus, ist es aber nicht. Angefangen bei der Auswahl der Steinsorte und der Einrichtung eines Steinbruchs über die Gewinnung grober Blöcke sowie ihren Transport bis hin zum fertigen Stück in handwerklicher Feinarbeit: jedes einzelne Werkstück war das Ergebnis vieler Hände und Arbeitsschritte in harter Handarbeit. Ohne die Arbeit der Steinmetze (lat. lapidarii) wäre die Entwicklung des Imperiums so nicht denkbar gewesen. Noch heute zeugen die Ruinen der antiken Bauwerke von Ingenieurskunst und Handwerkstechnik. Dass im Jahr 334 Kaiser Constantin I. per Edikt die Einrichtung von Schulen für Baukunst anordnete, unterstreicht die Wichtigkeit, die dem Steinbau zuerkannt wurde.

Mit der Eroberung der nordwestlichen Provinzen von Ober- und Untergermanien, Belgica und Britannien gewann seit der Mitte des 1. Jahrhunderts der Steinbau gegenüber dem Holz schnell an Bedeutung. Die Urbanisierung, der Ausbau der Infrastruktur sowie die Wehrtechnik sorgten für Bedarf an Steinen und Steinmetzen. Das Material für die Steinbauten wurde zum Teil über große Distanzen in den Norden geschafft. Wie hoch mag der logistische Aufwand gewesen sein, Steine aus Lothringen, vom Oberlauf der Mosel oder gar aus der Schweiz über Wasserwege und Straßen in die großen Städte oder gar aufs freie Land zu bringen?

Das heute als "Heidentor" bezeichnete römische Triumphalmonument in Carnuntum aus dem 4. Jh. n. Chr. | © I. Roemercohorte Opladen e.V.
Marmorrelief mit dem Teilstück eines Landschaftspanoramas; 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr.; Avezzano, Italien (aufbewahrt im Museo Nazionale di Arte Sacra, Celano) | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Neben der Architektur ist es die Steinbildhauerei (lat. ars quadrataria), der wir heute noch allenthalben begegnen. Ob große Grabmäler, einfache Grabsteine oder Sarkophage, ob Weihesteine oder Altäre, ob Götterbilder und Statuen - überall brauchte man nun Steinbildhauer (lat. sculptor).

Dennoch gibt es in der römischen Provinzialarchäologie (im Gegensatz zum Mittelmeerraum) überraschend wenig gesicherte Kenntnisse dazu. So kennt man kaum Werkstattfunde. Ebenso fehlen fast völlig Selbstzeugnisse oder Inschriften von Bildhauern oder Steinmetzen. Aus Schriftquellen kann man immerhin erschließen, das die Handwerker meist Freie mit römischem oder peregrinem Bürgerrecht waren, oft auch Freigelassene oder Sklaven. Bei der Mehrzahl der oft genossenschaftlich zusammengeschlossenen Betriebe (lat. officina) dürfte es sich um arbeitsteilig organisierte Familienunternehmen gehandelt haben mit Lehrlingen, Hilfs- und Fachkräften für Sägearbeiten, Transport, Vorarbeiten bis hin zum „Meister“ für die Endausarbeitung.

Wenig überraschend sind zudem Werkzeugfunde z.B. aus dem Legionslager Vindonissa oder Kastellen wie Osterburken oder Remagen, als Belege für Militärangehörige als spezialisierte Steinmetze. Möglicherweise unterstanden in den Grenzprovinzen sogar die Ressourcen der örtlichen Steinbrüche generell der Militärverwaltung. Der römische Steinbruch in Bad Dürkheim (Kriemhildenstuhl) ist beispielweise mit Signaturen der Mainzer Legion versehen.

Auch wenn geschätzt wohl über 98% aller Steindenkmäler verloren gingen durch spätantike christliche Bilderstürmer und mittelalterlichen Steinraub, die Ruinen der antiken Steinarchitektur in den großen Zentren wie Mainz, Trier oder Köln und die zahlreichen Stücke in den Museen zeugen von der enormen Bedeutung dieses Handwerks.

Mit dem Ende der römischen Herrschaft verschwanden auch die vielen Steinmetze und Bildhauer für Jahrhunderte, bis sie in die Bauhütten und Werkstätten für Kirchen, Klöster, Burgen und Stadtmauern zurückkehrten. Bei einigen Veranstaltungen gibt heute auch die I. ROEMERCOHORTE OPLADEN e.V. einen Einblick in die Arbeitsweise eines Steinmetzes.

Der römische Steinbruch in Bad Dürkheim | © I. Roemercohorte Opladen e.V.
Zeichnung eines römischen Legionärs aus dem Logo der I. Roemercohorte Opladen e.V.
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Lorbeerkranz
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