I. Roemercohorte Opladen e.V.

Dienstgrade

Die Hierarchie der Dienstgrade in der römischen Armee war deutlich flacher als in heutigen Armeen. Der Kommandostab einer Legion unterschied nur wenige Ränge: Das Kommando führte der Legionslegat, dem ein praefectus castrorum (Lagerpräfekt) als logistischer Leiter der Legion, fünf ritterliche Tribune sowie ein senatorischer Tribun zur Seite standen, von denen letzterer eher als Auszubildender für künftige Kommandos zu sehen ist. Unter dem Kommandostab einer Legion standen unmittelbar die Centurionen als Hauptleute der Centurien, während die Kohorten als rein organisatorische Einheit keine eigene Offiziere hatten. Sie wurden stattdessen vom ranghöchsten ihrer Centurionen geführt. Die meisten weiteren Dienstgrade waren den Centurien zugeordnet und müssen nach heutigem Verständnis als Unteroffiziere angesprochen werden. Ob der Aquilifer, der mit dem Legionsadler das höchte Feldzeichen der Legion trug, der ersten Centurie der ersten Cohorte zugeordnet war, oder als zusätzlicher Offizier außerhalb der Teileinheiten rangierte, kann nicht sicher beantwortet werden. Die zahlreich vorhandenen immunes können mangels expliziter Befehlsgewalt und finanzieller Privilegien gar nicht als Dienstgrade angesehen werden. Die flache Hierarchie gilt auch für die Hilfstruppen, wo über den Centurionen bzw. Decurionen direkt der Kommandeur der Einheit stand und unter ihnen die Unteroffiziere der Teileinheiten. Ein weitergehender Vergleich zu heutigen Armeestrukturen verbietet sich jedoch auf allen Ebenen der Hierarchie aufgrund der zahlreichen Unterschiede in den Aufgaben der Soldaten.

Durch die flache Hierarchie waren auch die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Einheiten relativ gering und für jeden Dienstgrad konnten die am besten geeigneten Soldaten ausgesucht werden. Dafür waren die höheren Verdienstmöglichkeiten beachtlich. Unteroffiziere verdienten das eineinhalbfache bis dreifache des normalen Soldes, Centurionen konnten mit dem zehn- bis zwanzigfachen rechnen.

Die I. ROEMERCOHORTE OPLADEN e.V. beschränkt sich zur Wahrung eines angemessenen Verhältnisses zwischen einfachen Legionären und den Dienstgraden auf die Darstellung der Ränge innerhalb einer Centurie sowie dem Lagerpräfekten als Beispiel für einen Offizier aus dem Kommandostab. Folgende Dienstgrade werden von unserem Verein dargestellt:

  • Praefectus Castrorum (Lagerpräfekt)
  • Centurio (Kommandeur einer Centurie)
  • Optio (Stellvertreter des Centurio)
  • Signifer (Feldzeichenträger)
  • Cornicen (Signalbläser)
Signifer und Cornicen ziehen der Truppe voran | © LWL/J. Schubert

Praefectus Castrorum

Praefectus Castrorum | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Der praefectus castrorum, oder auch Lagerpräfekt, gehörte zum Legionsstab und war der ranghöchste Verwaltungsoffizier innerhalb der Legion. In der Legionsrangordnung stand er an dritter Stelle, nur unterstellt dem Legionskommandanten (legatus legionis) und seinem Stellvertreter, dem tribunus laticlavius. Beide stammten aus dem Senatorenstand, während der Lagerpräfekt üblicherweise dem Ritterstand angehörte. Als Standeszeichen der Ritter trug der Präfekt den schmalen roten Zierstreifen, den Clavus, an Tunika und Toga. Als Schuhwerk wurde von den Rittern der schwarze Calceus getragen, ein geschlossener Stiefel. Der goldene Rittering an der Hand zeigte, dass er vom Kaiser in diesen Rang erhoben wurde.

Der Lagerpräfekt war für die gesamte Logistik der Legion zuständig und man kann seinen Aufgabenbereich mit einer kaufmännischen Direktion vergleichen: Er war verantwortlich für die Verpflegung der Truppe und die Versorgung der Kranken und Verletzten; alle Materialbestellungen fielen in seinen Verwaltungsbereich und der gesamte Tross sowie alle schweren und leichten Geschütze der Legion standen unter seiner Aufsicht. Ein eigenes Kommando über einen Truppenteil hatte der praefectus castrorum dagegen nicht.

In der Regel war der Lagerpräfekt ein sehr erfahrener Soldat, der sich durch die Offizierslaufbahn bis hin zum primus pilus, dem ranghöchsten Centurionen der Legion, hochgedient hatte. Nach dem Ausscheiden aus diesem Amt war es ihm möglich, das Mindestvermögen eines Ritters in Höhe von 400000 Denaren nachzuweisen, das Grundvoraussetzung für die Aufnahme in den Ritterstand war. Nicht alle ehemaligen Centurionen wurden nach einer erfolgreichen Militärlaufbahn zum praefectus castrorum befördert, aber derjenige, der diesen Rang erreichte, behielt ihn im Regelfall bis zu seinem Tode. Nicht selten war dieser erfahrene Offizier die "rechte Hand" des Legionskommandanten und wurde bei allen wichtigen Entscheidungen um Rat gefragt. Zwar war offiziell der tribunus laticlavius der Stellvertreter des Legaten, aber in der Praxis wurde bei Abwesenheit des Legionskommandanten häufig dem praefectus castrorum der Oberbefehl über die Legion erteilt.

Centurio

Die Centurionen waren die administrative und militärtaktische Spitze der wichtigsten Untereinheit einer Truppe, der Centurie. Sie gelten als die ideale Verkörperung des römischen Berufssoldaten und genossen aufgrund ihrer meist großen Verdienste hohes Ansehen. Gerne werden sie wegen ihrer wichtigen Rolle und insbesondere ihrer literarisch häufig überlieferten Standhaftigkeit in der Schlacht als "Rückgrat der Legion" bezeichnet, wobei der Centurio natürlich auch in den Auxiliareinheiten in ebenso großer Bedeutung auftrat. Dementsprechend hofften vermutlich viele Soldaten, einmal diesen Dienstgrad erreichen zu können, was sich aber in den seltensten Fällen erfüllte. Zu Zeiten der römischen Republik wurden die Centurionen von den Mannschaften gewählt, in der Kaiserzeit jedoch von den Legionslegaten unter den fähigsten und erfahrendsten Soldaten ausgesucht und eingesetzt. Zuvor musste jedoch eine Bestätigung der Beförderung aus Rom eingeholt werden, was die hohe Bedeutung dieses Posten noch unterstreicht.

Besonderes Kennzeichen des Centurio war zum einen der quergestellte Helmbusch (crista transversa), der den Helm zierte. So hob sich der Centurio von der Masse der Soldaten, die einen längs verlaufenden Helmbusch trugen, ab und war auch im Gedränge eindeutig zu identifizieren. Zum anderen trug er die vitis (Rebstock) bei sich, das eigentliche Rangabzeichen und Zeichen der fast uneingeschränkten Disziplinargewalt über die Soldaten seiner Centurie. Durch Korruption, durch die sich Soldaten von unliebsamen Diensten freikaufen konnten und ihre teilweise brutal durch körperliche Züchtigung ausgeübte Disziplinargewalt waren die Centurionen damit auch die gefürchtetsten Männer in der Legion.

Die 59 Centurionen einer Legion wurden auch in der Kaiserzeit in der traditionellen Art und Weise bezeichnet, die sich aus den drei Schlachreihen der republikanischen Armee ergab: hastatus posterior und hastatus prior für die beiden rangniedrigsten Centurionen der ersten Reihe, gefolgt vom princeps posterior und princeps prior der zweiten Reihe sowie pilus posterior und pilus prior in der dritten Reihe. Der prior war dabei jeweils ranghöher als der posterior. Da sich die erste Cohorte aus fünf Doppelcenturien zusammensetzte, wurden hier nur fünf Centurionen benötigt, die als primi ordines vor allen anderen rangierten. Statt zwei Centurionen der dritten Schlachtreihe gab es hier nur einen, der als primus pilus der ranghöchste aller Centurionen war. Dieses Amt zu erreichen setzte eine beträchtliche Bildung und ein sehr gutes administratives Können voraus und war so nur für ganz Wenige zu erreichen. Der primus pilus konnte dann auch in den Legionsstab aufsteigen und es eventuell bis zum praefectus castrorum (Lagerpräfekt) bringen. Neben den Centurionen in den Kohorten gab es in jeder Legion auch einige extraordinarii, die keiner eigenen Centurie vorstanden, sondern beispielsweise als Stabsarzt die Aufsicht über das Lazarett führten.

Centurio | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Optio

Optio | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Der Optio war der Stellvertreter des Centurios und unterstützte diesen bei der Führung seiner Einheit. Dabei war er den übrigen Soldaten vorgesetzt. Die Bezeichnung Optio leitet sich vom lateinischen optare ab, was „wünschen“ oder „auswählen“ bedeutet. Sie stammt aus republikanischer Zeit, in der die Centurionen aus den Reihen ihrer Männer einen Optio als Gehilfen auswählten. In der Kaiserzeit ist aus dem Optio ein regulärer Rang in der römischen Militärhierarchie geworden. Der Optio gehörte dabei wie der Signifer und der Cornicen zu den principales. Diese Gruppe von Soldaten rangierte unterhalb der Centurionen, jedoch oberhalb der gemeinen Soldaten. Sie erhielten einen erhöhten Sold, der bei Optio als duplicarius doppelt so hoch war wie der eines normalen Soldaten.

Zu den Aufgaben des Optios gehörte die Vertretung des Centurios bei Abwesenheit sowie dessen Unterstützung, insbesondere bei administrativen Tätigkeiten. Dies lässt sich aus antiken Darstellungen ableiten, auf denen Optiones häufig mit Schreibutensilien abgebildet sind. Zudem sind bei archäologischen Grabungen schriftliche Aufzeichnungen wie Stärkemeldungen oder Tätigkeitsberichte gefunden worden, die von Optiones geschrieben wurden. Spezielle Rangabzeichen für den Optio kennen wir nicht, es ist jedoch anzunehmen, dass seine Ausrüstung aufgrund seines höheren Status und Soldes hochwertiger war als die der gemeinen Soldaten. Die in modernen Darstellungen häufig benutze Kennzeichnung des Optio durch einen längsgestellten Helmbusch oder durch am Helm angebrachte Federn sind dagegen durch antike Quellen nicht belegt. Einzig ein etwa mannshoher Stab, der an der Spitze oft eine kugelförmige Verdickung trägt, ist auf mehreren antiken Grabsteinen von Optiones zu sehen. Diese hastile könnte beim Exerzieren zum Ausrichten der Linien verwandt worden sein oder auch, um den einen oder anderen nachlässigen Soldaten durch Stöße und Schläge zur Ordnung zu rufen. Im Kampf war der Platz des Optio hinter der Formation, hier sollte er ein Flüchten der Soldaten unterbinden und Zusammenhalt und Ordnung der Formation sicherstellen.

Neben dem optio legionis als Stellvertreter des Centurio gab es weitere Soldaten, die als Optio bezeichnet wurden. So befehligte beispielsweise der optio ballistariorum eine Artillerieeinheit oder der optio custodiarum eine Wachmannschaft. Es ist jedoch möglich, dass es sich hierbei nicht um eigene Ränge sondern um zeitweise wahrgenommene Führungsaufgaben handelte. Besonders herausgehoben hingegen war der optio ad spem ordinis, also (in der Hoffnung auf...). Diese Soldaten standen unmittelbar vor der Beförderung zum Centurio und damit deutlich über den normalen Optiones.

Signifer

Der Rang des Signifers hatte in der römischen Legion eine herausragende Bedeutung. Als Unteroffiziersdienstgrad aus der Gruppe der duplicarii mit doppeltem Sold wurde ihm die Ehre zuteil, das signum (Feldzeichen) zu tragen. Hierfür wurden besonders verdiente, tapfere Männer ausgewählt. Aufgrund dieses Vertrauens oblag dem Signifer dazu noch die Aufgabe, private Ersparnisse der Kameraden in der Truppenkasse zu verwalten. Besonderes herausragend an seiner Ausrüstung war das Tierfell, das er über seinem Helm trug. Die Bedeutung diese Fells ist nicht mit hundertprozentiger Sicherheit geklärt. Es wird aber allgemein davon ausgegangen, dass die Kraft und Stärke des Tieres auf den Träger übergehen sollte. Durch das Tragen des Felles wurde zudem die Persönlichkeit des Trägers hinter seine Aufgabe gestellt, denn es zählte nicht die Person, sondern das Zeichen. Um diese Funktion zu betonen, konnten die Feldzeichenträger ihr Gesicht bei Paraden zusätzlich durch eine Gesichtsmaske verdecken.

Durch die völlige Identifikation mit seiner Aufgabe und der Bedeutung des Feldzeichens für die Einheit, war der Signifer die Person, die von den Truppen bis zum Schluss verteidigt wurde. Die größte Schande, die einer Einheit zuteil werden konnte, war ein Verlust des Feldzeichen an den Feind, denn den Feldzeichen in römischer Zeit kam eine weit höhere Bedeutung zu, als dies in späteren Zeiten der Fall war. Auf der einen Seite wurden sie als Heiligtümer verehrt, mit Öl gesalbt, an bestimmten Tagen gefeiert, und die Truppen wurden auf sie eingeschworen. Auszeichnungen, die einer Einheit als Kollektiv verliehen wurden, wurden an der Stange des Feldzeichens befestigt. Gleichzeitig wurden die Feldzeichen aber auch zur optischen Befehlsübermittlung verwendet und dienten damit quasi als verlängerte Hand des Centurio, so dass jeder Soldat in der Schlacht erkennen konnte, wo sich seine Einheit befand. Diese große taktische Bedeutung wird durch die vielen Ausdrücke deutlich, die in der lateinischen Literatur zu finden sind (signa inferre, ~tollere, ~convertere etc.) und die wörtlich das Feldzeichen bezeichnen, eigentlich jedoch die ganze Truppe meinen. Die vorangetragenen Feldzeichen führten die Soldaten auf dem Marsch an und sollten den Soldaten auch auf dem Schlachtfeld Mut geben. In der Schlacht selber stand der Signifer aber nicht in der vordersten Linie.

Signifer mit Gesichtsmaske | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Cornicen

Cornicen | © I. Roemercohorte Opladen e.V.

Neben der optischen Befehlsübermittlung durch das signum wurde in der Legion das Horn (cornu) zur akustischen Weiterleitung von Befehlen eingesetzt. Dieses zum Dreiviertelkreis gebogene Horn umfasste drei Oktaven und wurde von einem Unteroffiziersdienstgrad, dem Cornicen, geblasen. Die erreichbare Lautstärke und Tonhöhe ist ausreichend, um Signale und Befehle innerhalb eines Lagers oder auf dem Schlachtfeld weiterzugeben. Cornicen und Signifer waren funktional miteinander verbunden: Wurde das cornu geblasen, bewegte sich das signum und damit auch die Truppe. In der Schlacht stand daher auch der Cornicen außerhalb der Formation und verfügte nur über einen leichten Schild zu seinem eigenen Schutz. Ob dem Cornicen weitere, musikalische Aufgaben oblagen, ist nicht gesichert. Man kann aber davon ausgehen, dass es Militärmusik im heutigen Sinne nicht gegeben hat, wenngleich es neben dem gebogenen cornu auch noch weitere Blasinstrumente gab, beispielsweise eine einfache gerade Trompete.

Wie der Signifer oder der Optio, gehörte der Cornicen zu den principales, war jedoch vermutlich nur ein sesquiplicarius, dem lediglich der eineinhalbfache Sold zustand. Ausrüstungsmäßig unterschied sich der Cornicen nicht vom Signifer. Auch er trug auf dem Helm ein Tierfell, was ihn optisch, genau wie den Signifer, von den normalen Legionären und anderen Unteroffizieren unterschied.

Zeichnung eines römischen Legionärs aus dem Logo der I. Roemercohorte Opladen e.V.
LEG VI VIC
Lorbeerkranz
COH VI ASTVR