Kosmetik
"Cura dabit faciem" schrieb der römische Dichter Publius Ovidius Naso, uns besser bekannt unter dem Namen Ovid: "Sorgfalt macht das Gesicht erst schön". In seinem dritten Buch über die Liebeskunst - ars amatoria - erfahren wir von ihm, wie die Schönheitspflege der römischen Frau in der Antike ausgesehen hat. Verschiedene Rezepte für die Herstellung von Salben und Hautcremes sind in Ovids Gedicht "Die Mittel der weiblichen Gesichtspflege" (Medicamina faciei feminae) überliefert. Insgesamt wurde auf Körperpflege sehr viel Wert gelegt und Kosmetika spielten für das Auftreten der Frau eine große Rolle, wie uns nicht nur Ovid, sondern auch die zahlreichen Spiegel, leeren und in seltenen Fällen noch gefüllten Cremetöpfe, Parfümfläschchen aus Glas, Haarnadeln, Pinzetten und Kämme in den Museen erahnen lassen. Dass selbst das Enthaaren der Beine und der Achselhöhlen als selbstverständlich angesehen werden kann, ist folgendem Abschnitt der ars amatoria zu entnehmen: "Beinahe hätte ich euch noch ermahnt: Lasst den Geruch des trotzigen Bockes nicht unter die Achselhöhlen kommen und die Beine nicht von borstigen Härchen rau sein." Für das Auszupfen der Haare wurden Pinzetten verwendet oder auch für großflächige Behandlungen Harze auf Leinenbinden aufgetragen, mit denen die Haare herausgezogen wurden.
Als Grundlage für die Schminke wurde zunächst auf das Gesicht ein Puder aus Bleiweiss (cerussa) oder Kreide aufgetragen. Als Rouge konnte fein gestoßener roter Ocker verwendet werden. Fein gemahlener Azurit oder Malachit wurde für einen blauen bzw. grünen Lidschatten benutzt. Als Lidstrich bediente man sich einer schwarzen Tinktur, die aus Ruß und Öl angemischt werden konnte. Auf Anreibepaletten aus Marmor oder Schiefer wurden die Kosmetika mit Stäbchen aus Glas oder Metall zerrieben. In einer capsa, einem Schminkköfferchen, konnten die Schminkutensilien auch unterwegs aufbewahrt und transportiert werden. Die Haltbarkeit der Salben und Öle, sowie die in ihnen enthaltenen Duftstoffe waren jedoch begrenzt. Gefäße aus Blei oder Alabaster sollten für eine kühle Lagerung sorgen.
Von Plinius sind uns etwa 60 Duftöle, wie z. B. megalium oder amarakum namentlich bekannt. Neben sehr teuren Parfüms, deren Duftstoffe aus dem Mittleren und Fernen Osten importiert wurden, gab es auch billige Imitationen. Berühmt war der Parfümmarkt von Capua, aber eine Straße der Parfüm- und Salbenhändler ist auch für Rom belegt. Die Römerinnen liebten schwere, würzige und süße Duftöle, die wie heute verschiedenen Modeschwankungen unterworfen waren. Bei Ovid finden wir auch eine Rezeptur für eine Gesichtsmaske zur Pflege der Haut: Er empfiehlt Mischungen auf pflanzlicher Basis mit Gerste, Erve, Hirschhorn, Narzissenzwiebeln, Zwiebelknollen, sowie Honig um daraus eine geschmeidige Paste herzustellen.
Auch das Färben der Haare war schon bekannt. Die beliebtesten Haarfarben waren Schwarz und Blond. Ein Mittel um die Haare tief schwarz zu färben wurde aus verwesten Blutegeln gewonnen, die sechzig Tage lang in einem verschlossenen Gefäß mit Wein und Essig eingelegt wurden. Um das Haar blond zu färben, benutzen die Römerinnen spuma batava ("Batavischer Schaum") oder rutilandis capillis zur Erzielung einer rötlichen Haarfarbe. Selbst blau konnten die Haare gefärbt werden. Wem das Färben der Haare zu aufwendig war oder dessen Haar sich nicht für die je nach Mode sehr kunstvollen und aufwendigen Frisuren eignete, bediente sich Perücken. Die Haarmode wurde in der Kaiserzeit sehr stark durch die jeweiligen Kaiserinnen geprägt. Zahllose Abbildungen auf Münzen und Statuen geben uns hervorragende und detaillierte Hinweise. Bei dieser Vielfalt und Aufwendigkeit mancher Frisuren ist es verständlich, dass in einem reichen Haushalt ein häufig fest angestellter Friseur unverzichtbar war. Ebenfalls als helfende Hand beim Frisieren hatte jede wohlhabende Frau eine oder auch mehrere Sklavinnen als ornatrix, die ihr auch beim Schminken beistand.
Alles in allem war laut Ovids ars amatoria Diskretion bei der Schönheitspflege oberstes Gebot: "Freilich möge der Liebhaber keine Schminktöpfchen erwischen, die auf dem Tisch herumliegen. Nur eine Kunst, die sich zu verbergen weiß, hilft der Schönheit auf."
Wie wahr...